Digital Humans & Digital Things. Zum Verhältnis von menschlichen und dinglichen Akteuren seit dem Internet


23.3.2019 | ART SCIENCE LAB II @ SLUB TextLab Technische Universität Dresden | Projektleitung: Gwendolin Kremer, Konstanze Schütze

Seit dem linguistic turnund damit einhergehenden repräsentationalistischen und konstruktivistischen Ansätzen wurde dem Menschen eine außergewöhnliche Position in der Konstitution der Welt eingeräumt, von der aus er – als vernunftbegabtes Subjekt in das Zentrum der epistemischen Prozesse vordringt. Den Dingen wurde eine untergeordnete Rolle als Erkenntnisobjekt zugeschrieben. Was aber, wenn der Mensch zunehmend erst im Zusammenspiel mit technischen Apparaten, als „Hybrid aus Maschine und Organismus“ (Haraway 1995), als solcher verstanden wird? In digitalen Kulturen muss die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt und damit die Position des Menschen überdacht werden.

Neuere posthumane und neomaterialistische Ansätze(Barad, Braidotti)stellen die bisherige Konstitution von Subjekt und Objekt als Entitäten sowie die konventionelle Verteilung von Handlungsträgerschaft unter diesen Entitäten in Frage, indem Handlungsträgerschaft prinzipiell symmetrisch und relational auf menschliche und nicht-menschliche Akteure verteilt wird (Niewöhner and Kontopodis, 2008: 10). Erst durch performative Prozesse werden‚Subjekt‘ und ‚Objekt‘ relational hergestellt (Barad 2012, 2003). Dabei avanciert das Material zum Akteur, dem eigene epistemische Qualitäten zugeschrieben werden. Dinge, verstanden als „materialisierte Materie“ (Barad) erfahren dabei einen Statusgewinn – zu Ungunsten des menschlichen Subjekts. 

In dem Input werden diese neomaterialistischen, radikal nicht-anthropozentrischen Ontologien vorgestellt und unter aktuellen Bedingungen digitaler Kulturen auf ihre Potentiale für zukünftiges (pädagogischen) Handeln hin befragt. 

Barad, Karen (2003). „Posthumanist Performativity: Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter“. Signs: Journal of Women in Culture and Society28 (3): 801–31. https://doi.org/10.1086/345321.

Barad, Karen (2012). Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver PraktikenAgentieller Realismus Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken. Unseld 45. Berlin: Suhrkamp.

Braidotti, Rosi (2014). Posthumanismus: Leben jenseits des Menschen, Frankfurt/M.: Campus. 

Coole, Diana (2015). „New Materialism: The Ontology and Politics of Materialisation 1“. In Power of Material/Politics of Materiality, herausgegeben von Susanne Witzgall und Kerstin Stakemeier, 27–41. Zurich, Berlin: Diaphanes. http://ebookcentral.proquest.com/lib/ubkoeln/detail.action?docID=2127895.

Haraway, D. (1995). Ein Manifest für Cyborgs. In D. Haraway (Hrsg.), Die Neuerfindung der Natur (S. 33–72). Frankfurt a. M.: Campus.

Niewöhner, Jörg, und Michalis Kontopodis (2008). „Technologien des Selbst im Alltag. Eine Einführung in relational-materielle Perspektiven“. In Das Selbst als Netzwerk, 9–24.

Tuin, Iris van der (2018). „Neo/New Materialism“. In Posthuman Glossary, herausgegeben von Maria Braidotti, Rosi; Hlavajova, 277–79. London: Bloomsbury Academic.

https://tu-dresden.de/kustodie/artsciencelabs/news/art-science-lab-ii-slub-textlab


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar